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Rassehund wohin?

Argumente für eine Neuorientierung von Hellmuth Wachtel

Hardcover, 240 Seiten, durchgehend farbig mit vielen Fotos

 

ISBN 978-3-942335-60-7

KYNOS-Verlag

Die heutige Rassehundezucht steckt in einer tiefen Krise: Die durch das Ausstellungswesen praktizierte jahrzehntelange Selektion auf reine Äußerlichkeiten anstatt auf Gesundheit und Vitalität hat zu katastrophalen Konsequenzen geführt. Manche Rassehunde können kaum noch laufen, atmen oder sich auf natürlichem Wege fortpflanzen. Wie das passieren konnte und welche Wege zur Gesundung beschritten werden könnten, zeigt der anerkannte Kynologe Hellmuth Wachtel in diesem Buch.

 

Nach einem kurzen Abriss über Evolution und Domestikation des Hundes unter Einbeziehung der neuesten molekulargenetischen Erkenntnisse geht Wachtel auf die Entstehung der verschiedenen Rassen und schließlich die Schauhundezucht als Erscheinung der Neuzeit ein.

 

Frei von jeder Polemik, aber mit entschiedener Sachlichkeit klärt er über die Ursachen des Niedergangs auf und zeigt machbare Lösungsmöglichkeiten auf.

 

Der Autor Hellmuth Wachtel, geb. 1925, studierte Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien mit den Schwerpunkten Tierzucht und Genetik. Besonders beeinflusst haben ihn Konrad Lorenz, Eberhard Trumler und Erik Zimen. Seit über fünfzig Jahren hält er Hunde und war lange Zeit im Hundesport aktiv. Er setzt sich vor allem für die Verbreitung von Kenntnissen über die genetische Gesunderhaltung und -verbesserung der Hunde und ihrer Rassenpopulationen ein. Seit seiner Pensionierung 1985 ist er ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Österreichischen Kynologenverband und Mitarbeiter der Zeitschrift Unsere Hunde. Auch in anderen in- und ausländischen Hundezeitschriften veröffentlicht er regelmäßig Fachartikel rund um den Hund und ist Autor mehrerer Fachbücher rund um den Hund sowie Mitglied von Fachforen über Hundezucht.

 

Wie es zu diesem Buch kam und was es bewirken soll

 

Dieses Buch ist das Ergebnis eines Lebens mit und für Tiere aller Art in den letzten fünfzig Jahren, vor allem Hunden. Besonders in den letzten 25 Jahren, seit ich ehrenamtlich beim Österreichischen Kynologenverband arbeitete, war ich in dieser Hinsicht aktiv.

 

Dort hatte ich jede Menge Zeit, die internationalen kynologischen Magazine der Hundezuchtverbände zu lesen, für die Zeitschrift „Unsere Hunde“ des ÖKV zu übersetzen und Auszüge zu verfassen. Und so bekam ich viel Einblick in die kynologische Literatur und die Verhältnisse in der Hundezucht einer Reihe anderer Länder. Doch kaum war ich dort tätig, wurden mir im gleichen Jahr, nämlich 1986, über die Hundezucht die Augen geöffnet, denn da erschien das Buch „Hundezucht in Theorie und Praxis“ von Professor Dr. Walter Schleger und Dr. Irene Stur (heute Professor Dr. Irene Sommerfeld-Stur). Ich hatte schon viele Hundezuchtbücher gelesen, doch hier erfuhr ich erstmals auch über bedrohliche Erscheinungen in der Hundezucht. Ich erfuhr, welches populationsgenetische Problem das herkömmliche Zuchtsystem vor allem bei den für die Schau gezüchteten Rassehunden verursacht. Dies veranlasste mich, mich nun ganz speziell mit der Genetik der Hundezucht zu befassen und ich begann darüber selbst Artikel zu schreiben und Vorträge auf Seminaren und Kongressen zu halten. Die Genetik interessiert mich ohnehin sehr, da ich ja Landwirtschaft und Tierzucht studiert hatte. Die Hundebücher von Konrad Lorenz und Eberhard Trumler begeisterten mich besonders.

 

Hunde sind unsere liebsten Haustiere, denen wir auch ungeheuer viel zu verdanken haben. Doch ausgerechnet dort, wo sie speziell als geliebte Gesellschaftshunde für uns gezüchtet werden sollen, fügen wir Ihnen viel Schlimmes zu. Vor allem die Schaurassehunde erleiden heute einen unglaublichen Niedergang. Meine Befassung mit diesem katastrophalen Problem soll nun auch mit diesem Buch ihren Ausdruck finden, wofür ich dem Kynos Verlag dankbar bin.

 

Die Schauhundezucht erfolgt heute nach einem System, mit dem auf Dauer einfach keine gesunden Tiere gezüchtet werden können. Daher zeigt sich auch gefährliche Verfallserscheinungen, deren Ursachen ich hier nachzugeben versuche. Eine Sanierung ist notwendig im Interesse aller, die mit Hunden zu tun haben und sie lieben. Ob sie überhaupt noch möglich ist, ist offen. Ich versuche daher, hiermit nach meinen Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten, der zum Nachdenken und hoffentlich zu einer Besserung beitragen könnte.

 

Ich darf jedoch nicht versäumen, hier jene verdienten Wissenschaftler zu erwähnen, die sich seit vielen Jahren unbeirrt für die Populationsgenetik zum Wohl der Hundezucht eingesetzte haben. Ich habe das Glück gehabt, sie – außer den viel zu früh verstorbenen Dr. Armstrong – bei meiner Arbeit kennen zu lernen. Fast alle sind leider nun schon verstorben. Es waren dies Prof. Dr. Walter Schleger, Institut für Genetik, Veterinärmedizinische Universität Wien, Professor Dr. Per-Erik Sundgren, Universität Uppsala, Schwend, und Dr. John Armstrong, Universität Ottawa, Kanada. Immer noch aktiv ist hingegen Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur, Institut für Genetik, Veterinärmedizinische Universität Wien. Schleger und Sommerfeld-Stur haben das erste populäre Hundezuchtbuch geschrieben, worin eingehend auf die Bedeutung der Populationsgenetik als Voraussetzung für die Zucht gesunder Hunde eingegangen wurde, und auf das ich noch zurückkomme. Die Arbeit all dieser Wissenschaftler gibt uns heute die Chance, das Schicksal des Schaurassenhundes, bei dem ja gottlob viele Rassen noch in guter Verfassung befinden, zum Guten zu wenden. Eine Chance, die wir vor allem ihnen und ganz besonders auch all jenen verdienten Züchtern zu verdanken haben, die auf sie gehört haben, und denen ihre Rasse und deren genetische Intaktheit wichtiger blieb, als modische Extravaganzen zu Lasten ihrer Gesundheit und genetische Gefährdung. Ihnen habe ich es schließlich auch zu verdanken, dass es zu diesem Buch kommen konnte. Aber auch die vielen Züchter müssen hier genannt werden, die durch Beachtung der populationsgenetischen Regeln geholfen haben, dass trotz der ungünstigen Tendenzen vielfach noch gesunde Rassenpopulationen erhalten bleiben konnten. Oder durch Kreuzungsversuche oder Selektion sich bemühten, dem Niedergang ihrer Rasse beziehungsweise der Qualzucht entgegenzuwirken.

 

In Teil I werde ich mich mit der kynologisch-zoologischen Evolution des Rassehundes vom Wolf und derzeitigen Gelegenheiten beschäftigen. Der Haushund existiert ja, wie wir heute wissen, als zwei sehr verschiedene Tierformen, wie Nobelpreisträger Konrad Lorenz als Erster entdeckte, aber damals noch nicht richtig interpretieren konnte. Das war erst im letzten Jahrzehnt in sehr überraschenderweise danke modernster Molekulargenetik möglich geworden.

 

Teil II gilt dagegen der ungeheuer schwierigen Situation unseres uns nächst-stehenden Haustieres als Schaurassenhund, nur zu hoffen ist, dass die Menschheit noch die Einfühlungskraft und das Verständnis aufbringen wird, das Schicksal des Schaurassenhundes wieder zurück in richtige Bahnen zu lenken.

 

Teil III schließlich versucht, Vorschläge für eine Lösung der Probleme und die Sanierung der Schaurassenhundezucht zu erarbeiten.

 

Wien, im Januar 2012

Dr. Hellmuth Wachtel

 

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