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Reiten war dabei

Philipp von Schoeller

Der Unternehmer und Bankier Philipp von Schoeller, geboren 1921 in Wien, kann auf ein beeindruckendes Reiterleben zurückblicken. Er war ehemals erfolgreicher Springreiter auf S-Niveau, österreichischer Meister im Springreiten (1953), Mitglied der österreichischen Nationalmannschaft (1953-1958). Von 1977 bis 2000 vertrat er Österreich im Internationalen Olympischen Komitee (IOC). In dieser Funktion überreichte er vielen deutschen Reitern ihre Medaillen.

Der Autor ermittelt dem Leser in diesem Buch seine jahrzehntelange Reitererfahrung in ausdrucksvollem und gefühlvollem Sprachstil. Für ihn verpflichten die Dankbarkeit und die Liebe gegenüber dem Pferd zu einer gewissenhaften und liebevollen Ausbildung.

Aus dem Inhalt

  • Lehrreiches und ansprechendes Lesebuch
  • Viele wertvolle Hinweise für eine sorgfältige und geduldige Grundausbildung im Dressur- und Springreiten
  • Ausbildung mit dem eindeutigen Schwerpunkt „Losgelassenheit“ und „Gelassenheit“
  • Springen zum Beispiel Springen an der Hand, Gymnastikspringen, Cavaletti, Reihen, Abstände, Distanzen, Rhythmus, Training und Turnier.

Vorbemerkungen zum Buch

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Diese Aufzeichnungen habe ich für junge Reiterinnen und Reiter niedergeschrieben. Sie werden nicht immer voll ausgebildete Pferde zur Verfügung haben, oft auch solche, die vielleicht aus Mangel an Liebe verdorben und deshalb weitergegeben wurden, jedenfalls habe ich beim Schreiben vorausgesetzt, dass meine jungen Freunde von Anbeginn an sich vor die Aufgabe gestellt sehen, ein junges oder aus anderen Gründen noch unfertiges Pferd ausbilden oder zumindest fordern zu müssen. Nichts Schöneres gibt es für jene, die Pferde lieben.
Was berechtigt mich zu diesem Vorhaben?

Da sind zunächst die siebzig Jahre eines vierundachtzigjährigen Lebens, die ich mit Pferden befasst war. Darunter waren die Jahre, die ich als echter Amateur neben meinem Beruf die Möglichkeit hatte, im internationalen Springsport „mitzumischen". Ein kürzeres und schwächeres linkes Bein, das ich aus dem Krieg davongetragen hatte, machte dies nicht gerade leichter, verpflichtete aber zu besonderer Gewissenhaftigkeit und ständiger Selbstkritik. Viel später dann war es mir beschieden, als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees das Geschehen auf vielen der großen Turnierplätze der ganzen Welt mitzuerleben. Auch bin ich dankbar dafür, dass ich noch heute in der Lage bin, täglich nicht nur auf dem Pferd zu sitzen, sondern auch nach bestem Können gewissenhafte Arbeit zu leisten. Dazu kommen die vielen Fehler, die ich über die Jahre gemacht und aus denen ich gelernt habe. Und schließlich ist es die Dankbarkeit jenen Pferden gegenüber, die mir meine Fehler verziehen und mir unendliches Glück beschert haben. Dieses Glück möchte ich mit anderen teilen. Ich gehöre nicht zu jenen Großen der Reiterei, denen ich so oft unterlegen bin und schon gar nicht will ich das Können meiner erfolgreichsten Turnierjahre mit jenem vergleichen, das heute Reiter der Spitzenklasse auszeichnet. Ich weiß aber auch, dass ich mich durch meine Mängel nicht entmutigen ließ und dass ich nie, niemals einen dieser Fehler bei meinen Pferden suchte. Ich meine auch, dass ich stets glückliche Pferde unter meinem Sattel hatte.

Alle diese Erfahrungen möchte ich an jene weitergeben, die - bewegt von der Liebe zum Pferd - bereit sind, Gewissenhaftigkeit zu ihrer Richtschnur zu machen. So ist aus meinen Erfahrungen und den Überlegungen, die ich dazu angestellt habe, dieses Buch geworden. Es soll junge Reiter vom ersten Tag ihres Reiterdaseins an begleiten, über die Zeit hinweg, da ihr Können es ihnen erlaubt, ein Pferd auszubilden bis zu ihrer und ihres Pferdes Turnierreife.

Hier scheiden sich die Wege von der Dressurreiterei. Ich war Springreiter und ich mute mir nicht zu, eine Meinung zu ernster Dressurarbeit zu haben, die über eine saubere L-Dressur hinausgeht. Andererseits vertrete ich aber sehr wohl die Ansicht, dass jedes Springpferd letztendlich in der Lage sein muss, eine ordentliche L-Dressurprüfung „hinzulegen". Eigentlich ist aus diesem Buch ein „Lesebuch" geworden, das vielleicht auch erfahrene Reiter dazu veranlassen könnte, sich mit meinen Gedanken auseinander zu setzen. Es liegt mir nicht so sehr an Zustimmung als an der Anerkenntnis der Notwendigkeit ununterbrochener und wiederholter Auseinandersetzung aller Reiter mit diesen Fragen.
Dörfles, im Frühjahr 2005

Erfahrungen, Gedanken und Empfindungen zur Ausbildung des Reitpferdes

Zwei Begriffe sollen dich durch dein ganzes Reiterleben begleiten: Täglich von dem Augenblick an, da du den Fuß in den Steigbügel setzt, bis zum Absitzen. Du darfst sie nie vergessen - niemals:
„Gelassenheit" und „Losgelassenheit".
Gelassenheit, das ist nicht allein das Vertrauen in dich selbst. Es ist vor allem die psychische Hingabe an die Liebe zu dem Geschöpf, das dich auf seinem Rücken tragen wird. Es ist geistige Anmut, die dein Tun bestimmen soll.

Losgelassenheit, das ist die körperliche Geschmeidigkeit, die physische Hingabe an die Bewegungen des herrlichen Tieres, das dir bereitwillig die Harmonie mit seinem Dasein schenkt. Die psychische Anmut und die physische Geschmeidigkeit bedingen einander. Nur Losgelassenheit in Gelassenheit macht den wahren Reiter. Bist du nicht in der Lage, deinen Ärger über etwas hinter dich zu bringen, sollst du gar nicht aufsitzen. Hast du irgendwelche Schmerzen, reite hinaus in's Freie - dort wirst du sie vergessen; aber versuche in so einem Fall nicht, deinem Pferd eine ernsthafte Arbeit abzuverlangen, denn es werden sich wahrscheinlich in deinem Körper -ohne dass du dir dessen bewusst bist - Verspannungen einstellen, die dein Bemühen von vorneherein zunichte machen.

Nie, niemals darfst du versuchen, etwas mit Kraft oder gar mit Gewalt zu erzwingen. Das Pferd ist in jedem Fall stärker als du. Was du auf solche Weise riskierst ist, seine Bereitwilligkeit zu vernichten, die es dir entgegenbringt. Und unweigerlich verlierst du die Geschmeidigkeit deines Körpers. Losgelassenheit ist die physische Anmut der Reitkunst und Gelassenheit ist ein Teil der Ethik des Reitens.

Aus dem Buch von Philipp von Schoeller aus dem FN Verlag: Reiten war dabei. Erfahrungen und Gedanken aus der Praxis einer langen Reiterlaufbahn

Bibliographische Angaben

Reiten war dabei
Philipp von Schoeller
ISBN 3-88542-451-7
FNverlag

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